Die Leitbörsen und warum sie so entscheidend sind

Die Finanzwelt ist ein komplexes Konstrukt. In diesem Ratgeber beschäftigen wir uns deshalb etwas genauer mit den wichtigsten Handelsplätzen für Finanzprodukte – den Börsen. In erster Linie betrachten wir die Leitbörsen. Welche gibt es? Welchen Einfluss haben sie auf die globale Finanzwelt? Darüber hinaus stellen wir verschiedene Börsenarten vor, um den Einblick in die Finanzwelt abzurunden.

Blick auf den Eingang der Börse in New York; Statue von George Washington im Vordergrund

Die New York Stock Exchange (NYSE) in der Wall Street gilt als DIE globale Leitbörse.

Definitionen – Was ist eine Börse?

Börsen sind auf der ganzen Welt zu finden. Beinahe jedes Land hat seine eigenen Börsen, also einen organisierten Markt mit ähnlichen Aufgaben. In der Regel werden auf Börsen Wertpapiere oder Währungen, aber auch Waren wie Metalle und Rohstoffe gehandelt. Wie teuer die unterschiedlichen Handelsgüter sind, wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Dafür ermitteln Makler die Preise, bei denen die Marktteilnehmer bereit sind, zu kaufen bzw. zu verkaufen.

Was ist eine Leitbörse?

Als Leitbörsen werden die wichtigsten Börsen der Welt bezeichnet. Eine Leitbörse unterscheidet sich vom Prinzip her nicht von einer „normalen“ Börse und hat auch die gleichen Aufgaben wie die anderen Börsen, allerdings kann die Entwicklung der Preise an einer Leitbörse globale Auswirkungen haben. Da die Preisentwicklung an solch einer Börse die Entwicklung an anderen Börsen in eine Richtung leitet, liegt der Begriff Leitbörse nahe.

Der Einfluss von Leitbörsen

Die wichtigste Wertpapierbörse der Welt ist die New York Stock Exchange (NYSE), weshalb sie als DIE globale Leitbörse gilt. Die Entwicklung an der Wall Street und damit auch die Entwicklung des Dow Jones hat erheblichen Einfluss auf die globale Finanzwelt. Wenn also die Aktienkurse in den USA fallen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch an den Börsen in Asien, Europa oder Südamerika die Kurse sinken.

Allein durch die schiere Größe, vor allem in Bezug auf das Handelsvolumen, ergibt sich der Einfluss der NYSE. Folgende Tatsachen spielen dabei eine tragende Rolle:

  • Die größten Unternehmen sind grundsätzlich an der Börse gelistet.
  • Die größten Unternehmen sind international aufgestellt und pflegen daher auf der ganzen Welt Handelsbeziehungen.
  • Internationale Marktteilnehmer sind an der New Yorker Börse aktiv.

Der globale Einfluss erschließt sich hier recht logisch. Durch das große Handelsvolumen und die zahlreichen Marktteilnehmer, auch aus unterschiedlichen Ländern, nimmt die NYSE auch Einfluss auf die Kapitalmärkte über die US-amerikanischen Grenzen hinaus.

Zusätzlich haben negative Entwicklungen von Unternehmen aus den USA negative Folgen für ihre Handelspartner in anderen Ländern. Dadurch verschlechtert sich natürlich auch die Lage dieser Handelspartner und die Anleger reagieren entsprechend, wodurch die Entwicklung von anderen Börsen als der NYSE beeinflusst wird.

Große und kleine Leitbörsen

Die Börse an der Wall Street ist also die wichtigste Leitbörse der Welt. Daneben gibt es aber noch andere Börsen, die zwar einen geringeren Einfluss auf die globale Finanzwelt haben, deren Entwicklungen trotzdem über die eigenen Ländergrenzen hinaus Folgen haben. Bei der Betrachtung der Leitbörsen ist es weiterhin wichtig, auf welche Region man sich bezieht. In Nordamerika ist die bereits erwähnte New York Stock Exchange auch regional die wichtigste Börse und damit Leitbörse.

In weiteren Ballungszentren der Finanzwelt sind ebenfalls Leitbörsen anzutreffen, die aufgrund ihres geringeren Einflusses auch als „Kleine Leitbörsen“ bekannt sind. Zu den kleinen Leitbörsen zählen:

  • Die Londoner Börse, London Stock Exchange (LSE),
  • Die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) und
  • Die Tokioter Börse, Japan Exchange Group (JPX).

Während die Londoner und Frankfurter Börsen als Leitbörsen für den europäischen Raum gelten, ist die Börse in Tokio offenkundig die asiatische Leitbörse. Betrachtet man die größten Börsen der Welt, liegen nach Handelsvolumen aber noch andere Börsen auf den vorderen Rängen.

Statistik über die größten Börsenbetreiber der Welt

In der Statistik sehen wir die größten Börsenbetreiber der Welt. Chinas Börsen haben in den letzten Jahren stark aufgeholt und liegen mittlerweile auf Platz 3 und 5.

Die Deutsche Börse rangiert dabei nur auf dem 12. Platz, hat dennoch für Deutschland einen signifikanten Leitcharakter und auch internationale Bedeutung. Überraschend stark sind die chinesischen Börsen. Sie gelten daher neben der Börse in Tokio als Leitbörsen für den asiatischen Raum mit globalem Einfluss.

Vorstellung wichtiger, internationaler Börsen

Die New York Stock Exchange (NYSE)

Wie bereits erwähnt, ist die New Yorker Wertpapierbörse die umsatzstärkste Börse der Welt und hat damit als globale Leitbörse den meisten Einfluss auf die Finanzmärkte. 1792 wurden hier die ersten Wertpapiere in Form von Aktien und Staatsanleihen gehandelt. Seitdem hat sich die NYSE zum bedeutendsten Finanzplatz der Welt entwickelt. Der wichtigste Aktienindex der NYSE, der Dow Jones Industrial Average (DJIA), besser bekannt unter der Kurzform Dow-Jones-Index, wurde hier 1884 geschaffen.

In New York ist neben der NYSE auch noch die NASDAQ (National Association of Securities Dealers Automated Quotations) ansässig. Die Technologiebörse NASDAQ ist im Vergleich zur NYSE eine vollelektronische Handelsplattform, die es Marktteilnehmern ermöglicht, per Electronic Communication Network (ECN) am Handel teilzunehmen. Die wichtigsten Indizes der NASDAQ sind der NASDAQ 100 und der Nasdaq Composite.

Die Japan Exchange Group (JPA)

Japan machte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine herausragende wirtschaftliche Entwicklung durch. In Asien konnte kein Land Schritt halten und Japan entwickelte sich zum stärksten Land in dieser Region. Dementsprechend entwickelte sich auch der Handelsplatz in Tokio zu einem der wichtigsten der Welt. In den Achtzigern war der Zenit des Wirtschaftsaufschwungs erreicht, aber die Kurse japanischer Unternehmen entwickelten sich positiv – und das rasant.

Das führte zu einer Spekulationsblase, die nach ihrem Platzen Anfang der 90er zu einer Rezession führte. Die Folgen hiervon sind bis heute in der japanischen Wirtschaft zu spüren.

2013 haben sich die Börsen aus Tokio, die Tokio Stock Exchange (TSE), und Osaka, die Osaka Securities Exchange (OSE), unter der Japan Exchange Group zur wichtigsten Börse in Asien zusammengeschlossen.

Die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB)

In Deutschland gibt es zwar noch andere Börsen, aber die Handelsplätze in Bremen, Hamburg, Hannover, Berlin, Stuttgart oder München sind eher unbekannt und finden in der öffentlichen Berichterstattung kaum bis überhaupt keine Erwähnung. Die wichtigste deutsche Börse steht in Frankfurt. Aufgrund ihres nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Einflusses in der Finanzwelt wird Frankfurt oft auch als „Mainhattan“ bezeichnet.

Betrachtet man das Handelsvolumen, ist dies auch nicht verwunderlich. Hier sind die anderen Börsen hinter Frankfurt weit abgeschlagen. Insgesamt gehen etwa 90 Prozent des Gesamtumsatzes der Börsen in Deutschland auf das Konto der FWB.

Die Frankfurter Wertpapierbörse ist aufgeteilt in die Börse Frankfurt und den elektronischen Handelsplatz XETRA. Die Börse Frankfurt wurde bereits 1585 gegründet und ist seit 1843 im heutigen Gebäude beheimatet.

Die London Stock Exchange (LSE)

Wie der Name schon sagt, ist die London Stock Exchange in der britischen Hauptstadt London angesiedelt. Sie besteht seit 1698, wurde aber erst 1801 formell gegründet. Seitdem hat sich auch London neben Frankfurt zum wichtigsten Finanzhandelsplatz Europas entwickelt. 2007 wurde die Borsa Italiana, die einzige Wertpapierbörse Italiens, von der LSE übernommen und untersteht seitdem ihrer Kontrolle.

Ein Zusammenschluss der LSE mit der Deutschen Börse ist derweil gescheitert. Die EU-Kommission untersagte im Frühjahr 2017 eine Fusion der größten europäischen Börsenbetreiber, so dass es fraglich ist, wie wichtig die Londoner Börse nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU noch sein wird.

Die Shanghai Stock Exchange (SSE) und die Shenzhen Stock Exchange (SZSE)

Chinas langanhaltendes, großes Wirtschaftswachstum hat auch die Kräfteverhältnisse der asiatischen Börsen verändert. Seit 1990 werden an der Shanghai Stock Exchange und der Shenzhen Stock Exchange Wertpapiere gehandelt. In den letzten Jahren konnten diese Handelsplätze ein großes Umsatzwachstum verzeichnen.

Das liegt vor allem an der Tatsache, dass der Handel an den chinesischen Börsen bis 2014 nur inländischen Investoren vorbehalten war. Ausländische Investoren haben vor allem über die Hong Kong Stock Exchange (HKSE), an der auch Unternehmen des chinesischen Festlandes gelistet sind, Zugang zu Aktien chinesischer Unternehmen erhalten. Seitdem der chinesische Markt auch für internationale Investoren offen ist, hat die HKSE an Bedeutung verloren, die SSE und SZSE gewinnen hingegen immer mehr an Einfluss.

Die Australian Securities Exchange (ASX)

Der wichtigste Handelsplatz für Wertpapiere in Australien ist die Australian Securities Exchange (ASX) in Sydney. Gegründet wurde die ASX 1987 durch einen Zusammenschluss der Börsen in Sydney, Adelaide, Hobart, Melbourne, Brisbane und Perth. Aufgrund der reichen Rohstoffvorkommen in Australien sind an der Börse in Sydney sehr viele Bergbauunternehmen vertreten.

Die BM&FBovespa in São Paulo (Bovespa)

Bei unserem globalen Rundgang durch die wichtigsten Börsen darf Südamerika nicht fehlen. Auch wenn die südamerikanischen Volkswirtschaften im internationalen Vergleich nicht so stark sind, um große Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte zu haben, sollte man die aufstrebenden Länder nicht unbeachtet lassen. In Südamerika hat sich die BM&FBovespa in São Paulo, als wichtigste Börse etabliert. Seit 1890 werden auch hier an der Bolsa de Valores, Mercadorias e Futuros de São Paulo Wertpapiere gehandelt. Schöner kann Börsenhandel gar nicht klingen.

Infografik über wichtigste globale Leitbörsen

Das sind die wichtigsten Leitbörsen der Welt. Infografikquelle: forex.de

Leitindizes – die wichtigsten Aktienindizes der Welt

Damit man richtige Anlageentscheidungen trifft, ist es auch im Forex wichtig, die Leitbörsen im Auge zu behalten. Für einen guten Überblick über die Entwicklung an den unterschiedlichen Börsen sind die Aktienindizes die erste Wahl. Aufgrund des Einflusses der Leitbörsen gelten verschiedene Indizes ebenfalls als Leitindizes. Die Leitindizes eignen sich für Privatanleger als idealer Gradmesser für die Entwicklung der unterschiedlichen Börsen.

3D-Illustration des „DAX“ vor einem Hochhaus

Der Deutsche Aktienindex, der DAX, ist der Leitindex in Deutschland und hat auch in Europa einen Leitcharakter aufgrund der Stärke der deutschen Volkswirtschaft.

Was ist ein Aktienindex?

Durch einen Aktienindex wird die wirtschaftliche Entwicklung in einem Land, einer Region oder einer Branche abgebildet. Dafür werden die Werte von ausgewählten Aktien zu einem Indexwert zusammengefasst und fortlaufend erhoben. Die Auswahl kann nach der Größe der Unternehmen, d.h. in der Regel nach der Marktkapitalisierung oder des Aktienpreises und auch nach Branchen und Regionen geschehen. Es gibt auch Indizes, die nicht direkt die Entwicklung von Aktien beschreiben, sondern von Aktienkursen abhängige Derivate.

Berechnung der Indizes

Bei der Erhebung der Indizes wird auf verschiedene Verfahren zurückgegriffen:

  • Kursindex:

Ein Kurs- oder Preisindex berücksichtigt nur den Stand der aktuellen Aktienkurse. Zu den berühmtesten Kursindizes gehören der Dow Jones, der Nikkei und der FTSE 100.

  • Performance-Index:

Als Performance-Index oder auch als total return index wird ein Index bezeichnet, der neben dem Aktienkurs auch die Dividenden und weitere Einnahmen aus dem Aktienbesitz berücksichtigt. Dafür werden diese Einnahmen wieder in die Aktien reinvestiert. Ein Kursrückgang durch Dividendenzahlungen wie bei einem Kursindex ist hiermit beim Performance-Index nicht anzutreffen.

Darüber hinaus gehen die einzelnen Aktien innerhalb eines Index unterschiedlich stark in die Berechnung mit ein. Diese sogenannte Gewichtung der Aktien wird auf folgende Arten vorgenommen:

  • Preisgewichteter Index:

Jede im Index enthaltene Aktie ist mit der gleichen Anzahl vertreten. Dadurch nehmen Aktien mit einem höheren Kurs einen größeren Einfluss auf den gesamten Index.

  • Kapitalisierungsgewichteter Index:

Die im Index enthaltenen Aktien haben einen Einfluss auf den Index, der anhand der Marktkapitalisierung des Unternehmens bestimmt wird. Je höher die Marktkapitalisierung, desto wichtiger ist die Aktie für den Index. Die Gewichtung im Index ist proportional zur Marktkapitalisierung.

  • Gleichgewichteter Index:

Bei einem gleichgewichteten Index haben alle Aktien die gleiche Bedeutung für den Index.

In der Regel können Indizes als Kursindex und als Performance-Index geführt werden, was in der Realität auch der Fall ist. Jedoch sollte man immer genau wissen, welchen Index man vor sich hat, damit man nicht durcheinanderkommt. Wenn es zum Beispiel um den DAX geht, ist grundsätzlich vom Performance-Index die Rede. Jedoch gibt es den DAX auch als Kursindex. Um keine falschen Rückschlüsse auf die Marktentwicklung zu führen, sollte man immer die gleiche Berechnungsmethode der Indizes miteinander vergleichen.

Vorteile von Indizes

Indizes geben schnell einen Überblick über die Entwicklung der enthaltenen Aktien. Dadurch kann man Rückschlüsse auf gesamte Volkswirtschaften oder Regionen ziehen. Eine einzelne Kennzahl reicht also aus, um das verzweigte Konstrukt der wirtschaftlichen Entwicklung nachzuvollziehen.

Ist ein Index besonders in den Fokus der Öffentlichkeit bzw. der Finanzmarktteilnehmer gerückt, kann er als Leitindex gelten. Ein Leitindex ist von entscheidender Bedeutung für eine Volkswirtschaft, eine Region oder eine Branche. Da in den Indizes häufig die größten Unternehmen enthalten sind, geben sie Rückschlüsse auf die Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft. Große Volkswirtschaften wie beispielsweise die USA haben bekanntlich einen globalen Einfluss, so dass auch der entsprechende Index als Leitindex gilt.

Vorstellung der wichtigsten Indizes

Es ist während der stetigen Weiterentwicklung der Finanzwelt zu einem sehr umfangreichen Angebot an Aktien und anderen Finanzprodukten gekommen, so dass auch zahlreiche Indizes das Licht der Finanzwelt erblickt haben. Natürlich muss man als Privatanleger nicht jeden einzelnen Index beachten, aber man sollte zumindest die wichtigsten Aktienindizes kennen, damit man die tendenzielle Entwicklung der verschiedenen Märkte im Blick hat. Zu den wichtigsten Aktienindizes der Welt gehören:

  • Dow Jones Industrial Average (Dow Jones / DJIA)
  • S&P 500
  • DAX
  • Euro Stoxx 50
  • FTSE 100
  • Nikkei 225
  • Hang Seng Index

Dow Jones Industrial Average (Dow Jones / DJIA):

Der Dow Jones spiegelt die Entwicklung der 30 stärksten US-amerikanischen Unternehmen, die an der NYSE gelistet sind, wider. Damit eignet sich der Index als Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den USA. Der Dow Jones gilt aufgrund der „Macht“ der NYSE als globaler Leitindex.

Der Dow Jones unterliegt aber auch immer wieder Kritik von Experten des Finanzmarktes. Zum einen sind die Herausgeber des Wall Street Journals immer noch für die Zusammensetzung des Dow Jones verantwortlich. 1884 haben nämlich die Gründer dieser Fachzeitschrift, Charles Dow und Edward Jones, auch den Dow-Jones-Index als Kennzahl zur Messung des US-amerikanischen Aktienmarktes geschaffen.

Zum anderen handelt es sich beim Dow Jones um einen preisgewichteten Kursindex. Dadurch können einzelne Unternehmensaktien, die einen sehr hohen Einzelwert haben, großen Einfluss auf den Index haben. Ebenfalls kritisiert wird der Punkt, dass den Dividendenzahlungen keine Beachtung geschenkt wird.

S&P 500 (Standard & Poor’s 500)

Viele Marktteilnehmer greifen deshalb auf die Betrachtung des S&P 500 zurück. Hierin sind die 500 größten Unternehmen aus den USA enthalten, die an der Börse notiert sind. Dadurch bildet der S&P 500 etwa 75 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung der US-amerikanischen Unternehmen ab.

Deshalb ist er für einige Experten der aussagekräftigere Index, wenn man ihn mit dem Dow Jones vergleicht. Allein durch die Anzahl der Unternehmen, 30 zu 500, wird klar, dass der S&P 500 die Stimmung und die Entwicklung in der US-amerikanischen Wirtschaft besser abbilden kann. Wer in den Index aufgenommen wird, bestimmt die Rating-Agentur Standard & Poor’s.

Beim S&P 500 handelt es sich um einen kapitalisierungsgewichteten Preisindex, jedoch gibt es auch eine Variante, die auch Dividendenzahlungen berücksichtigt – der S&P 500 total return index (S&P 500 TR).

Der S&P 500 hat aufgrund des Erhebungsumfangs eine gute Aussagekraft in Bezug auf die US-amerikanischen Aktienmärkte. Neben Aktien, die an der NYSE gelistet sind, führt der S&P 500 auch Aktiengesellschaften auf, die entweder an der NASDAQ oder der NYSE Amex gehandelt werden. Somit wird die Entwicklung an den größten Börsen der USA im S&P 500 dargestellt. Und auch wenn er nicht so bekannt ist wie der Dow Jones, ist auch der S&P 500 als Leitindex anzusehen.

Der Deutsche Aktienindex (DAX)

Wie Sie sicherlich schon wissen, ist der DAX der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Der DAX bildet die Entwicklung der 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland ab. Nicht nur national, auch international hat der DAX aufgrund der Wirtschaftsstärke der deutschen Volkswirtschaft großen Einfluss und gilt daher als Leitindex.

Beim DAX handelt es sich um einen kapitalisierungsgewichteten Preisindex. Dabei wurde jedoch eine Obergrenze für die Gewichtung bei 10 Prozent geschaffen. Damit ein Unternehmen im DAX gelistet werden kann, muss es im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet sein und seinen Sitz in Deutschland haben bzw. der Großteil des Aktienhandels muss hier stattfinden. Folgende Unternehmen sind aktuell im DAX enthalten:

  • Adidas
  • Deutsche Börse
  • Linde
  • Allianz
  • Deutsche Lufthansa
  • Merck
  • BASF
  • Deutsche Post
  • Munich Re
  • Bayer
  • Deutsche Telekom
  • ProSiebenSat.1
  • Beiersdorf
  • E.ON
  • RWE
  • BMW
  • Fresenius
  • SAP
  • Commerzbank
  • Fresenius Medical
  • Siemens
  • Continental
  • HeidelbergCement
  • ThyssenKrupp
  • Daimler
  • Henkel
  • Volkswagen
  • Deutsche Bank
  • Infineon Tech.
  • Vonovia

Euro Stoxx 50

Um die Lage der wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der EU zu bestimmen, hilft der Euro Stoxx 50. In diesem Index sind die nach der Marktkapitalisierung die 50 größten Unternehmen innerhalb der EU aufgeführt. Neben zahlreichen Unternehmen aus dem DAX sind natürlich noch andere europäische Wirtschaftsgrößen wie Airbus, Carrefour, BNP Paribas oder L’Oréal vertreten.

Damit ist der Euro Stoxx 50 ein Leitindex für die europäische Börsenlandschaft, hat aber auch Einfluss über die Eurozone hinaus. Berechnet wird der Kursindex des Euro Stoxx 50 mehrmals in der Minute während der Handelszeiten, der Performance-Index jedoch nur zum Handelsende einmal am Tag. Die Gewichtung der Unternehmen im Index geschieht nach der Marktkapitalisierung.

FTSE 100

Bei der Betrachtung der europäischen Leitindizes darf der britische Finanzstandort London natürlich nicht fehlen. Der FTSE 100, auch als Footsie bekannt, ist der bedeutendste Index an der Londoner Börse. Der Financial Times Stock Exchange 100 umfasst die 100 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der LSE.

Die Zusammensetzung geschieht dabei nach Marktkapitalisierung und die Berechnung des Index beruht nur auf den aktuellen Aktienkursen, d.h. es handelt sich beim FTSE 100 um einen Preisindex. Für Europa und auch global ist der Finanzstandort London sehr wichtig, so dass auch der FTSE 100 als Leitindex gilt.

Nikkei 225

Auch, wenn die Bedeutung der japanischen Börse in den letzten Jahren abgenommen hat, gilt der Nikkei 225 immer noch als Leitindex für den asiatischen Markt. Der Nikkei 225 gibt die Entwicklung der 225 stärksten Unternehmen Japans wider. Wie der Dow Jones ist auch der Nikkei 225 ein preisgewichteter Kursindex.

Der Hang Seng Index

Ebenfalls aus Asien stammt der Hang Seng Index, der wichtigste Aktienindex aus Hongkong. Er repräsentiert als Kursindex die Entwicklung an der Hong Kong Stock Exchange und bildet dafür die 45 stärksten Unternehmen ab, die zusammengefasst etwa 70 der gesamten Marktkapitalisierung der Börse Hongkongs ausmachen. Die Gewichtung erfolgt dabei nach der Marktkapitalisierung.

Der Hang Seng Index bildet dadurch die chinesische Wirtschaft ab und ist nicht zu vernachlässigen, auch wenn er an Bekanntheit den anderen Indizes eher hinterherhinkt. Aufgrund des großen Marktes in China wird der Hang Seng Index – oder andere chinesische Indizes, die sich eventuell durchsetzen – in der Zukunft an Bekanntheit und Bedeutung gewinnen.

Der MSCI World

Möchte man die globale Wirtschaftsentwicklung in einer Zahl erkennen, ist der MSCI World der richtige Index. Über 1600 Aktien aus 23 Industrieländern sind in diesem globalen Index enthalten. Es handelt sich um einen kapitalisierungsgewichteten Preisindex, der zu den wichtigsten Indizes der Welt gehört. Es gibt aber natürlich auch Performance-Index-Varianten des MSCI World.

Erhoben wird der Index übrigens vom bekannten Finanzdienstleister Morgan Stanley Capital International aus den USA. Die Aufteilung der Aktienunternehmen im MSCI World ist dabei sehr interessant: Fast 60 Prozent des Kapitalanteils des MSCI World gehen auf US-Unternehmen zurück, so dass der Index sehr stark von der US-Wirtschaft abhängt. Japans Unternehmen stellen gute 8 Prozent, Großbritannien kommt auf fast 7 Prozent und Deutschland sowie Frankreich liegen bei unter 4 Prozent. Dennoch ist der MSCI World ein guter Maßstab für die globale Wirtschaftsentwicklung.

Die Bedeutung von Leitindizes

Die Leitindizes geben allein aufgrund der Marktkapitalisierung der in ihnen enthaltenen Aktien oft ein repräsentatives Bild des Anlageverhaltens der Marktteilnehmer ab. Die größten Unternehmen, die in diesen Leitindizes enthalten sind, weisen meist auch das größte Handelsvolumen auf. Das ist nur logisch, da man eher Aktien von Unternehmen handelt, die man auch kennt.

Ändert sich nun das Verhalten der Marktteilnehmer, wird sich auch der entsprechende Index entwickeln. Die Leitindizes haben derweil so viel Einfluss und Bekanntheit, dass diese das Verhalten der anderen Anleger ebenfalls verändern. Die Marktteilnehmer orientieren sich quasi an der Entwicklung der Leitindizes. Sinken die Werte in einem Leitindex, ist dies für die Anleger ein Signal, ebenfalls zu verkaufen – und umgekehrt.

Als Leitindex werden nicht nur der Dow Jones, der DAX und der Nikkei bezeichnet. Auch bei den Indizes kommt es ebenfalls wieder auf die betrachtete Region an. Global gesehen hat natürlich die US-amerikanische Börse den größten Einfluss auf die Finanzwelt, weshalb der Dow Jones als der globale Leitindex gilt. Aufgrund der oben genannten Kritikpunkte am Dow Jones ist auch eine Betrachtung des S&P 500 empfehlenswert, wenn man die Entwicklung der US-Wirtschaft einordnen möchte.

Die Indizes DAX und Nikkei haben vor allem in ihren Ländern, also Deutschland und Japan, einen Leitbildcharakter. Jedoch ist auch dieser Einfluss über Ländergrenzen hinweg spürbar, beim DAX vor allem in Europa, beim Nikkei entsprechend in Asien – auch wenn hier die chinesischen Börsen immer wichtiger werden.

Darüber hinaus gibt es aufgrund der Bekanntheit der Leitindizes zahlreiche, derivative Finanzprodukte, die auf verschiedene Indizes zurückgehen. Beispielsweise gibt es ETFs, Investmentfonds und Zertifikate, die sich auf Indizes beziehen.

Welche Börsenarten gibt es?

Es gibt verschiedene Börsenarten, deren vorrangiges Unterscheidungsmerkmal die verfügbaren Handelsgüter sind. Zu den Börsenarten zählen:

  • Wertpapierbörsen,
  • Devisenbörsen,
  • Warenbörsen und
  • Terminbörsen

Wertpapierbörse

Die oben vorgestellten Leitbörsen sind Wertpapierbörsen. Sie werden auch als Aktienbörsen bezeichnet, weil die grundsätzlichen Handelsobjekte Aktien und Anleihen sind.

Devisenbörse

Wer mit ausländischen Währungen handeln will, wendet sich an eine Devisenbörse. Hier werden Währungen aller Art gehandelt. An den Devisenbörsen sind in erster Linie Großbanken und international agierende Unternehmen umtriebig, aber auch Privatanleger erhalten über Online-Broker den Zugang zu den Währungsmärkten. Die Devisenbörsen sind daher für Forex-Trader der eigentliche Ort, an dem der Handel mit den Währungspaaren stattfindet.

Für Unternehmen, die mindestens einen Teil ihrer Einnahmen durch Import und/oder Export generieren, sind die Devisenbörsen von äußerster Wichtigkeit. Wenn ein Unternehmen Waren exportiert und die Zahlung in der Fremdwährung geleistet wird, können sie durch den Devisenhandel das Risiko von Kursschwankungen ausgleichen.

In Deutschland gibt es fünf Standorte mit Devisenbörsen:

  • Frankfurt am Main
  • Berlin
  • Düsseldorf
  • Hamburg
  • München

Als Leitbörse gilt hier natürlich auch wieder die Börse in Frankfurt, da hier der Devisenkurs von den Kursmaklern in Zusammenarbeit mit den Kreditinstituten festgelegt wird, der auch an den anderen deutschen Börsen gilt.

Warenbörse

Warenbörsen sind die ursprüngliche Form der Börsen. An einer Waren- oder auch Produktbörse werden Güter gehandelt, die die nötige Fungibilität aufweisen, also leicht austauschbar sind. Hierunter fallen zum Beispiel Nahrungsmittel und Rohstoffe wie Gold oder Silber. Das Prinzip der Warenbörse entspricht dabei den anderen Börsen und die Preisentwicklung beruht auf Nachfrage und Angebot.

Terminbörse

An der Terminbörse geht es um Termingeschäfte. Zu den Handelsprodukten gehören verschiedene Derivate, Optionen und Futures. Aufgrund der gehandelten Produkte wird diese Börsenart auch Derivatebörse oder Optionsbörse genannt. Bei den Termingeschäften handelt es sich um vertraglich festgelegte Geschäfte, deren Leistungserfüllung in der Zukunft stattfinden sollen.

Die Lieferung von Waren und die Bezahlung werden erst zu einem bestimmten Termin fällig. Wenn Sie mehr über Termingeschäfte wissen wollen, erfahren Sie alles Wichtige in unserem Ratgeber. In der Regel werden Terminbörsen nicht alleine, sondern in Kombination mit einer Warenbörse geführt.

Fazit – Leitbörsen immer im Blick haben

Um beim Handel mit Finanzprodukten Gewinne zu erzielen, ist es wichtig sich alle möglichen, relevanten Informationen einzuholen. Dazu gehört auch die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Ländern und Regionen. Die Entwicklung an den Börsen spiegelt die wirtschaftliche Lage bzw. das Anlageverhalten der Marktteilnehmer wider. Dadurch haben die Leitbörsen natürlich auch einen Einfluss auf den Devisenmarkt.

Die Preise der Währungspaare bilden sich durch Nachfrage und Angebot. Einen Einfluss auf Nachfrage und Angebot ergibt sich beispielsweise durch:

  • Die Entwicklung der Konjunktur eines Staates
  • Die Leitzinsen eines Staates (oder Währungsraumes)
  • Die Inflationsrate in einem Staat

Diese Komponenten sind aber immer fließend und im Wandel. Daher ist es wichtig, sich die Entwicklungen immer wieder vor Augen zu führen und bewusste Handelsentscheidungen auf Grundlage von sinnvollen Informationen zu treffen.

Dazu lohnt es sich auch, die Leitbörsen und daher auch die Leitindizes zu beachten. Dadurch erhält man einen schnellen Einblick in die aktuelle Entwicklung der Wirtschaft in den entsprechenden Regionen und kann somit Rückschlüsse auf die Entwicklung der Devisen und Währungspaare ziehen.

Dabei muss man aber die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge erkennen. Entwickelt sich beispielsweise bei dem Währungspaar USD/EUR die Leitbörse in den USA schlecht, kann dies einen schwächeren US-Dollar zur Folge haben. Gleichzeitig muss man aber auch die Entwicklung der Konjunktur in der Eurozone betrachten. Entwickelt diese sich weiterhin positiv, ist dies ein Zeichen für das Erstarken des Euro.

Insofern sinkt der US-Dollar und der Euro steigt, das Währungspaar USD/EUR wird teurer. Solche Zusammenhänge sind auch beim Forex-Trading wichtig. Zumindest zu den meistgehandelten Währungspaaren sollte man die unterschiedlichen Leitbörsen und Leitindizes kennen.

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Autor:
Mag. Magdalena Nieniewska, MSc
Letzte Änderung:
30.09.2021

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