Chinesischer Yuan Renminbi

Die Wissenschaft belegt, dass es in China bereits in der Jungsteinzeit Geld gab. Zugleich ist China aber auch ein Paradebeispiel dafür, wie schnell sich eine Währung in einem Land wandeln kann. Das aktuell gültige Zahlungsmittel heißt seit 1949 Renminbi – „Volksgeld“, dessen Einheit ist der Yuán.

Frühzeit

Kaurischecken bzw. Kaurimuscheln dienten als Geld - "Kaurigeld" - CC-BY-SA-3.0

Kaurimuschel diente als Zahlungsmittel (© Bricktop, via Wikimedia Commons)

Schon im 2. oder 3. Jahrtausend v. Chr. waren die Schalen von Kaurischnecken, das sogenannte „Kaurigeld“, in China als Tauschmittel im Gebrauch. Daneben existierten auch Naturwährungen wie Bronzegeräte, Jade, Seide, Pferde und nicht zuletzt Sklaven. Im Vergleich zu den soeben genannten Zahlungsmitteln, dürfte der Umlauf der Kauriwährung relativ begrenzt gewesen sein. Bekannt ist, dass damit zumeist Fürsten entlohnt sowie Tribute gezahlt wurden. Die Kaurischnecken wurden gelocht und auf Schnüre – genannt Peng – aufgezogen. Später stellte man Kaurimuschel-Imitate aus Holz, Metall, Knochen und anderen Materialien her.

Altertum

Während der Shang-Dynastie waren Zahlungsmittel aus Bronze in Verwendung. Die ältesten Exemplare stammen aus der alten Shang-Hauptstadt Yin. Die Bronzewährung erfuhr während der Zhou-Dynastie einen weiteren Anstieg. Schon bald kursierten Bronzemünzen in Form von Entenschnäbeln, Bratspießen, Spaten oder Messern. Sie wurden nach und nach weiterentwickelt, verkleinert und mitunter mit dem Namen der Münzstätte, des Münzbeamten oder anderen Schriftzeichen versehen.

Als Kaiser Qin Shi Huangdi im Zuge der Reichseinigung 221 v. Chr. Gewichte und Maßen vereinheitlichte, führte er ebenso eine gemeinsame Kupferwährung ein. Man orientierte sich dabei nach den Zahlungsmitteln aus Qin und anderen Altstaaten. Das Resultat waren runde Münzen, die in der Mitte ein quadratisches Loch aufwiesen. Diese Form blieb ins 20. Jahrhundert bestehen. Die Form des Lochs soll eine Anspielung auf die chinesische Kosmologie sein, nach welcher man sich die Erde als ein Quadrat vorstellte, dem sie überspannenden Himmel hingegen schrieb man eine runde Form zu. Mit der Zeit wurden diese Münzen immer kleiner und dünner, wodurch sie sich von ihrem ursprünglichen Nominalwert immer mehr entfernten. Schließlich war der Wert so gering, dass die Münzen in großer Zahl auf Schnüre aufgezogen werden mussten.

In der Han-Dynastie wurde auf den Münzen nurmehr der Nennwert sowie der Epochenname des jeweils regierenden Kaisers angegeben – auf die Angabe des Edelmetallgewichts wurde fortan verzichtet. Neben den Münzen spielten Naturwährungen wie Korn oder Seide weiterhin eine wesentliche Rolle. Kleinere Zahlungen tätigte man nach wie vor in der Kauriwährung, wohingegen für größere Beträge der SilberbarrenSycee – verwendet wurde. Mit dem späteren Zerfall Chinas in noch kleinere Herrschaftsgebiete, blieben auch Diversifizierungen der Währung nicht aus.

Song-Dynastie

Chinesische Käschschnüre - Qing-Dynastie - CC-BY-SA-3.0

Chinesische Käschschnüre, Qing-Dynastie (© Meierhofer, via Wikimedia Commons)

Als die Zeit der Fünf Dynastien im Jahre 960 ihr Ende fand und die Song an die Macht kamen, bestand eines der primären Bestrebungen darin, die Zahlungsmittel der etwa zehn Staaten zu vereinheitlichen. Im Norden wurde vorwiegend Kupfer verwendet, im Süden bevorzugte man Blei und Eisen. Der wirtschaftliche Boom nach der Jahrtausendwende ließ das Münzumlaufvolumen bedeutend ansteigen. Eine beeindruckende Menge von 200 Milliarden Kupfermünzen soll unter den nördlichen Song-Kaisern geprägt worden sein. Großen Wert maß man in dieser Zeit der kalligraphischen Ausgestaltung der Münzaufschriften bei. Manche stammen gar vom Dichter Su Dongpo und Kaiser Huizong. Durch den internationalen Handel gelangte das chinesische Geld auch ins Ausland, insbesondere in die Staaten Südostasiens.

Dem enormen Wirtschaftsaufschwung folgte auch die Ausweitung der Geldmenge. Während der Materialwert der Kupfer- und Eisenmünzen gleichblieb, erforderten die gleichen Transaktionen immer größere Mengen an Münzstücken. Schließlich kam es soweit, dass für einen einzigen Seidenballen Anfang des 11. Jahrhunderts 20.000 Käsch-Münzen (!) übergeben werden mussten. Allein der Transport, die Verwahrung sowie Bewachung derartiger Geldmengen bereitete den Handelsteilnehmern erhebliche Schwierigkeiten.

Hierauf reagierte der Provinzgouverneur Zhang Yong mit einer hervorragenden Innovation: Er führte Papiergeld als Ersatzzahlungsmittel ein – das erste der Welt! Anfänglich waren die Scheine relativ simpel gestaltet und hatten einen Nennwert von 1.000 Käsch. 1024 übernahm die Zentralregierung diese Idee und brachte monopolisiert offizielle Staatsbanknoten in Umlauf. Diese waren durch das kaiserliche Silber und Gold gedeckt und konnten sich im 12. Jahrhundert als Hauptzahlungsmittel etablieren. Im Sprachgebrauch waren sie unter den Bezeichnungen Guanzi, Jiaozi, Kuaizi oder Qianyin bekannt.

Yuan-Dynastie

Die mongolische Yuan-Dynastie hielt am Papiergeld fest, schaffte jedoch die Edelmetalldeckung ab, womit sie die weltweit erste Fiat-Währung – also ein Zahlungsmittel ohne inneren Wert – einführte. Es wurde ein Silber- und Goldverbot erlassen. Die Bürger mussten beide Metalle restlos der Regierung übergeben. Die im Übermaß im Umlauf befindlichen Banknoten führten immer wieder zur Inflation, was 1287 und 1309 eine Währungsreform notwendig machte.

Ming-Dynastie

Auch in der Ming-Zeit setzten sich die inflationären Tendenzen fort. Um diese Entwicklung zu unterbinden wurde ab 1450 für die nächsten 200 Jahre der Neudruck von Banknoten ausgesetzt. Aufgrund der Instabilität der staatlichen Währung wickelte man wichtigere Transaktionen über private Zahlungssysteme ab. Grund für die Instabilität lag hauptsächlich in der fehlenden Konvertierbarkeit, denn der Wert des Papiergelds unterlag nicht – wie normalerweise üblich – volkswirtschaftlichen Prinzipien, sondern wurde ständig vom Staat manipuliert.

Ab dem 15. Jahrhundert begann vermehrt Silber aus Japan und weiteren überseeischen Staaten nach China zu strömen und etablierte sich schon bald als gängiges Zahlungsmittel.

Die Signifikanz des Edelmetalls stieg noch weiter, als Spanier und Portugiesen, die erstmals mit China in Handelsbeziehungen getreten waren, Silber aus Südamerika importierten. Allerdings wurde dieses nicht zu Münzen weiterverarbeitet, sondern war in Form von Barren, genauer gesagt einem Liang zu 36 Gramm, in Umlauf. Europäer verwendeten dafür den malaiischen Begriff Tael anstelle des Liang. Sowohl das tatsächliche Gewicht als auch die Reinheit des Silbers konnten regional differieren.

Qing-Dynastie

Während der Qing-Dynastie hatte die Verwendung von Papiergeld einen schlechten Ruf und wurde als Zeichen mangelnder Verwaltung angesehen.

Ein gutes Image hatten hingegen die traditionelle Kupfer- sowie die neuere Silberwährung. Erstere hatte den Kupfer-Käsch als Referenz, letztere den Tael. Nachdem Silber nun für lange Zeit in Barrenform kursiert war, beschloss man 1792 eine Silbermünze herauszugeben, die noch gegossen und nicht geprägt wurde – die Qian Long Bao Zang-Münze. Erst bei der 1884 produzierten Ji Lin Chang Ping kam die moderne westliche Prägetechnik zum Einsatz. Die Münze mit dem Abbild zweier Drachen war aber nicht für den allgemeinen Umlauf gedacht, sondern vielmehr als Sammlerstück.

Der heute gebräuchliche Yuan wurde 1889 eingeführt und unterteilte sich in 10 Jiao, 100 Fen und 1.000 Wen. Zu Anfang war der Wechselkurs an den mexikanischen Dollar gekoppelt. Die Münzen waren in den Nominalwerten 1, 2, 5, 10 und 20 Wen, 5 Fen, aber auch 1, 2 und 5 Jiao sowie einem Yuan erhältlich. Kaiser Guangxu führte kurzzeitig die Sichuan-Rupie ein, die ein absolutes gestalterisches Novum beinhaltete: ein Porträtbild.

1898 betraute die Qing-Regierung die im Vorjahr begründete Chinesische Handelsbank mit der Ausgabe von neuen Banknoten.

Republik China

Als nach dem Sturz der Qing-Dynastie die Warlords an die Macht kamen, führten sie in den ihnen unterstehenden Provinzen eigene Militärwährungen ein.

1914 kam der Silberdollar in Umlauf und kursierte bis in die 1930er Jahre hinein. Doch bereits in den frühen 1920ern fing der Silberpreis an stetig zu steigen, was nicht nur erhöhte Exporte des Edelmetalls zufolge hatte, sondern auch den Zusammenbruch des Silberstandards. Im Zuge einer Währungsreform wurden die Silbermünzen aus dem Verkehr gezogen und der Privatbesitz von Silber verboten. Als neues Zahlungsmittel wurde der Fǎbì eingeführt, der aufgrund der Kommunistenverfolgung und der damit verbundenen Silberdeckung zu Kriegszwecken maßgeblich an Wert einbüßte.

Daraufhin führte die Central Bank of China die an den US-Dollar gekoppelten Custom Gold Units (CGU) ein, um die Entrichtung von Abgaben und Zöllen zu vereinfachen. Doch sobald 1935 die Dollarkoppelung aufgehoben wurde, versanken auch die CGUs in der Inflation.

Nachdem die Amerikaner die Japaner besiegt hatten, gab die Central Bank of China eine gesonderte Währung heraus – den Nordost-Yuan, der in den ursprünglich von den Japanern verwalteten Nordostprovinzen in Verwendung war. Das Zahlungsmittel war zehn Mal mehr wert als der Fabi.

Mit dem Anstieg der chinesischen Militärausgaben sank schließlich auch der Wert des Fabi erheblich. Auf die Hyperinflation reagierte die Guomindang-Regierung 1948 mit einer Währungsreform: der neue Gold-Yuan hatte den Wert von 3 Millionen Fabi bzw. 0,25 US-Dollar. Die Golddeckung war lediglich theoretisch gegeben, also fiel auch dieser Yuan der Inflation anheim.

Im Rahmen einer erneuten Währungsreform kehrte die Regierung 1949 zum Silberstandard zurück und führte den Silber-Yuan im Wert von 100 Millionen Gold-Yuan ein. Doch auch diesem war keine lange Lebensdauer beschert, denn schon wenige Monate nach der Einführung kam die Regierung des Volkes an die Macht. Der Yuan Renminbi nahm den Platz des Silber-Yuan ein.

In Taiwan, welches 1945 an China gefallen war, war zwischen 1946 und 1949 der „alte“ Taiwan-Dollar im Umlauf. Dieser wurde 1949 im Verhältnis 1:40.000 durch den „neuen“ Taiwan-Dollar ersetzt, der seit 1961 von der Central Bank of China herausgegeben wird.

Japanisches Besatzungsgeld

Mandschukuo 100 Yuan 1944, Vorderseite

100 Mandschukuo-Yuan (© MChew, via Wikimedia Commons)

Als im Zweiten Weltkrieg große Teile Chinas unter japanischer Verwaltung standen, kursierte neben den Fabi noch eine Vielzahl von Währungen:

  • Mandschukuo-Yuan: Dieser war in der Mandschurei in Verwendung und wurde 1945 durch den Nordost-Yuan ersetzt.
  • Mengchiang-Yuan: Er war das offizielle Zahlungsmittel in der Mongolei und an den Japanischen Yen gekoppelt.
  • FRB-Yuan: Dieser war in Peking in Umlauf bis der Guomindang-Fabi 1945 seinen Platz einnahm.
  • CRB-Yuan: Er war die in Nanjing gängige Währung und wurde 1945 durch Guomindang-Fabi ersetzt.
  • Japanischer Militär-Yen: Diese Währung wurde in Hongkong ausschließlich für Soldzahlungen an japanische Soldaten verwendet und wurde nach der Rückkehr der Briten vom Hongkong-Dollar abgelöst.

Volksrepublik China

Nachdem 1948/49 die Kommunistische Partei Chinas an die Macht gekommen war, führte sie den Yuan Renminbi ein.

Die Renminbi-Banknoten gab es vorerst im Wert von 1, 5, 10, 20, 50, 100, 200, 500, 1.000, 5.000, 10.000 und 50.000 Yuan. Da der Yuan jedoch zunehmend an Wert verlor, wurde die Währung im Jahre 1955 in den Nennwerten 1 Fen, 2 Fen, 5 Fen, 1 Jiao, 2 Jiao, 5 Jiao, 1 Yuan, 2 Yuan, 3 Yuan, 5 Yuan und 10 Yuan herausgebracht. 10 Fen waren 1 Jiao, 10 Jiao entsprachen 1 Yuan. Seit dem 1. Oktober 1999 ist die 3. Serie im Umlauf und kennt nur mehr Banknoten im Wert von 1, 5, 10, 20, 50 sowie 100 Yuan, wobei sich die 1-Yuan-Note erst fünf Jahre später zur Banknoten-Serie dazugesellte.

Ebenso erwähnenswert ist, dass von 1979 bis 1994 ausländische Besucher ihre Finanzgeschäfte vermittels des sogenannten Wai-bi („Fremdengeld“) bzw. der Foreign Exchange Certificates (FEC) abwickeln mussten. Im Gegensatz dazu gab es Renmin-bi – das „Volksgeld“. In China angestellte ausländische Fachkräfte wurden teils in Renmin-bi, teils in Wai-bi entlohnt. Zudem konnte man Importwaren oder höherwertige chinesische Produkte nur mit Wai-bi erwerben, was den Schwarzmarkt im Süden Chinas florieren ließ.

\"mag.

Autor:
Mag. Magdalena Nieniewska, MSc
Letzte Änderung:
22.05.2020

× Jetzt beim TestsiegerEtoro Demokonto eröffnen

Warnhinweis: CFDs sind komplexe Instrumente und bergen ein hohes Risiko, Gelder durch den Hebeleffekt schnell zu verlieren. 74-89% der Privatanleger verlieren Geld, wenn sie CFDs handeln. Da diese Produkte nicht für alle Anleger geeignet sind, stellen Sie bitte sicher, dass Sie die damit verbundenen Risiken voll und ganz verstehen.