Der Yen – aus dem Japanischen übersetzt „runder Gegenstand“ – ist seit 1870 die Währungseinheit Japans. Das internationale Zeichen für den Yen ist ¥. Die Währung wurde zuallererst mit der Prägung moderner Rundmünzen sowohl in Silber als auch Gold in Japan eingeführt.
Neben dem Euro und dem Dollar ist der Yen in vielen Ländern Teil der eigenen Geldreserven und dient der Währungsstabilisierung. Unterteilt wird er in Sen (1 Yen = 100 Sen) bzw. in Rin (1 Sen = 10 Rin). Beide Einheiten gab es anfänglich als Münzen, sie wurden jedoch 1954 aus dem Umlauf genommen. Heutzutage haben sie ausschließlich rechnerische Bedeutung. Die Bezeichnung für den ISO-Code lautet JPY.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Yen an den US-Dollar gekoppelt. Nachdem aber 1973 das Bretton-Woods-System zusammengebrochen war, wurde er für den Währungsmarkt freigegeben und wird seither von diesem bestimmt.
Aussprache und Etymologie
Im modernen Japan wird Yen prinzipiell als en ausgesprochen. Nur einige Regionen behielten die Aussprache jen bei. Letztere hat sich ebenfalls in Europa etabliert, basierend auf dem japanisch- und englischsprachigen Wörterbuch des amerikanischen Missionars und Sprachforschers James Curtis Hepburn. Zwar wurden in der 3. Auflage des Hepburn-Wörterbuchs alle ye’s durch e ersetzt, um der zeitgemäßen Aussprache zu entsprechen, den Yen nahm man allerdings von dieser Aktualisierung aus, da er wohl bereits in dieser Form fest verankert war.
Geschichte
Einführung des Yen
Münzen zu 1, 5, 10, 50, 100 und 500 Yen (© Misogi, via Wikimedia Commons)
Der Yen wurde 1871 von der Meiji-Regierung als Währung eingeführt. Die erste Währungsreform im selben Jahren legte die Verwendung des Dezimalsystems fest, nach welchem 1 Yen in 100 Sen bzw. 1000 Rin unterteilt wird. Für das neue japanische Zahlungsmittel galt vorerst der Gold- und Silberstandard, wobei die Silbermünzen eingeführt wurden, um Handel mit den Staaten entlang des pazifischen Ozeans zu erleichtern, welche ebenso den Silberstandard angenommen hatten. Die reicheren Länder, wie die Vereinigten Staaten und einige europäische Länder, wechselten im Zuge des Jahres 1871 zum Goldstandard. So wurde im selben Jahr erstmals eine goldene Yen-Münze geprägt, die ausschließlich für den nationalen Handel bestimmt war. Bei der runden Form der Yen-Münze richtete man sich nach westlichen Währungen.
Der Yen wird zur international gehandelten Währung
Nicht immer war der Yen eine der stärksten Weltwährungen. Zwar wurde 1897 die Goldwährung in Japan eingeführt, musste aber im Ersten Weltkrieg wieder aufgegeben werden. Der Versuch im Jahre 1930 zur Goldwährung zurückzukehren, scheiterte am Börsencrash im Jahre 1929. Schließlich wurde 1931 der Goldstandard gänzlich abgeschafft.
500 Yen Vorderseite (nicht mehr im Umlauf) (via Wikimedia Commons)
Nach dem Zweiten Weltkrieg unterlag die japanische Währung einige Jahre lang einem starken Inflationsprozess, konnte aber mit Stabilisierungsmaßnahmen wieder ins Lot gebracht werden. Damit der Yen im internationalen Rahmen als Zahlungsmittel fungieren konnte, wurde seine Konvertibilität angestrebt. Diese ist dann gegeben, wenn der Umtausch der Währung in andere Währungen unbegrenzt möglich ist.
1964 erwarb der Yen die Konvertibilität, wurde dennoch in den ersten Jahren der Austauschbarkeit international kaum beachtet. Als Gründe dafür werden die starre Organisationsform sowie die beinahe völlige Abgrenzung des Geld- und Kreditsystems gegenüber dem Ausland genannt.
Anfang der 1970er mussten Devisen bis spätestens einen Monat nach ihrem Ankauf wieder an Außenhandelsbanken, Postsparkassen oder Geldhändler weiterverkauft werden. Sie durften aber auch für Auslandsreisen oder private Geldtransferierungen verwendet werden. Außerdem waren die Devisenoperationen nur auf bestimmte, vorgeschriebene Währungen beschränkt. Im Mai 1971 zählten zu diesen:
- der Australische, Kanadische und der US-Dollar,
- die Deutsche Mark,
- der Österreichische Schilling,
- Pfund Sterling,
- der Niederländische Gulden,
- der Belgische und Französische Franc, sowie
- der Schweizer Franken, ferner
- die Dänische, Norwegische und Schwedische Krone,
- Italienische Lira und
- der Portugiesische Escudo.
Doch zu Beginn der 1980er Jahre holte Japan als Wirtschafts- und Finanzmacht bedeutend auf und schaffte damit den Sprung in die internationale Arena. Dank einiger Ereignisse und Maßnahmen wurde der Yen zu einer weltweit ernst zu nehmenden Währung. Zum einen spielten hierbei die Anhäufungen umfangreicher Währungsreserven eine Rolle, welche Japan die nötige Manövriermasse für Auslandsaktivitäten verschafften. Zum anderen fasste japanisches Finanzkapital auch auf den ausländischen Finanzmärkten Fuss, was zum Ausbau eines breiten Netzes von Auslandsfilialen japanischer Banken führte. In den Jahren zwischen 1970 und 1983 stieg die Zahl der Auslandsabteilungen, Filialen und Repräsentanzen der japanischen Banken von 85 auf beachtliche 400. 1985 wurde der Finanz- und Geldmarkt Japans für das Ausland geöffnet.
Unterbewertung des Yen
Da die japanische Währung 1971 noch stark unterbewertet war – was die japanischen Exporte auf dem internationalen Markt zwar sehr preiswert, die Importe aus dem Ausland für die Japaner selbst hingegen teuer machte – beschlossen die Vereinigten Staaten zu intervenieren.
Behutsames Taktieren japanischer Währungsbehörden
Auch wenn Japan inzwischen eine Wirtschafts- und Finanzmacht war, passte die Positionierung des Yen innerhalb des internationalen Währungssystems noch nicht so recht zu dieser Rolle. Dies war unter anderem auf das vorsichtige und zurückhaltende Verhalten japanischer Währungsbehörden zurückzuführen. Erst unter Druck erklärten sie sich zu Öffnungsmaßnahmen bereit. Zusätzlich war das japanische Zinsniveau sehr niedrig, weshalb starker Kapitalabfluss befürchtet wurde.
Bretton-Woods-Abkommen
Das Bretton-Woods-Abkommen war der Versuch das internationale Währungssystem von festen Wechselkursen nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu ordnen, wobei der goldunterlegte US-Dollar die Leitwährung sein sollte. Die Amerikanische Zentralbank verpflichtete sich dazu den US-Dollar jederzeit in Gold umzutauschen. Dem Abkommen lag die Intention zugrunde, die Wechselkurse zwischen den Währungen zu stabilisieren.
Solange der Doller durch die großen Außenhandelsüberschüsse in den Vereinigten Staaten global knapp war, erfüllte das Bretton-Woods-Abkommen seinen Zweck. Je mehr Dollar jedoch außerhalb des Landes kursierten, desto stärker sank die Golddeckung, was wiederum ein Inflationsrisiko in sich barg.
Deshalb waren es in erster Linie die USA, die den Yen unbedingt aufgewertet sehen wollten, da sie weiterhin an der Goldparität ihrer Währung festhalten wollten. Die japanische Regierung lehnte dies jedoch aufgrund der geringen Währungsreserven Japans ab.
So wurde der Yen-Wechselkurs bis 1971 fixiert, bis die Vereinigten Staaten den Goldstandard letztendlich aufgeben mussten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs floss eine Menge an Krediten von den USA nach Europa, um die Weltwirtschaft wiederaufzubauen. Die damit einhergehende drastische Abwertung des Dollars ließ das System der festen Wechselkurse zusammenbrechen und zwang die USA zur Aufgabe des Goldstandards, da nicht mehr genügend Goldreserven vorhanden waren. 1973 markierte das Ende des Bretton-Woods-Abkommens. Infolgedessen wurden die Wechselkurse in den meisten Staaten freigegeben.
Der Yen am Devisenmarkt
Wie sich ein Währungskurs entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Im Prinzip aber geht die Währungsentwicklung mit der ökonomischen Gesamtentwicklung des betreffenden Staates einher. Der Kurs der Währung ist quasi das Spiegelbild dafür.
In den 1970er Jahren befürchteten die Geschäftsleute sowie die Regierung, dass sich der Wertanstieg des Yen nachteilig auf das Exportwachstum auswirken und die japanischen Produkte an ihrer Konkurrenzfähigkeit einbüßen würden. Aus diesem Grund griff die japanische Regierung fortwährend in den Devisenmarkt ein, indem sie den US-Dollar kaufte und verkaufte. Trotzdem stieg der Wert des Yen weiterhin an bis er den Höchststand von 271 Yen pro US-Dollar erreichte. Mit der Ölkrise 1973 kam die Entwertung der Währung auf 290 bis 300 Yen je US-Dollar. Erst die Handelsüberschüsse werteten den Wechselkurs 1978 auf 211 Yen auf. Doch diese Stärkung der Währung wurde durch die nachfolgende Ölkrise von 1979 wieder zunichte gemacht.
Der Yen in den 1980er Jahren
Trotz guter Handelsbilanz gelang es dem Yen in der ersten Hälfte der 1980er Jahre nicht einen Wertanstieg zu erzielen. Da die Handelsbilanz jedoch stetig wuchs, war der Yen auf dem Devisenmarkt stärker gefragt als je zuvor. Ferner kam es aufgrund des großen Zinsunterschieds zwischen den USA und Japan – die USA hatten im Vergleich zu Japan sehr hohe Zinsen – zur enormer Kapitalabwanderung aus Japan, wodurch das Yen-Angebot auf den Devisenmärkten merklich anstieg.
Auswirkungen des Plaza-Abkommens
1985 verabschiedeten Vertreter der G-5-Länder Frankreich, Großbritannien, Westdeutschland, USA und Japan im New Yorker Plaza Hotel das „Plaza-Abkommen“. Dieses sah eine Abwertung des Dollar gegenüber dem Yen vor. In den folgenden zwei Jahren erfuhr der Yen beinahe eine Verdopplung seines Wertes gegenüber dem US-Dollar und erzielte 1988 einen Höchststand von 128 Yen je US-Dollar. Die Aufwertung kam allerdings so sehr ins Rollen, dass sie nicht mehr gestoppt werden konnte. Deshalb befand sich Japan schon bald inmitten einer Bubble Economy bzw. Blasen-Wirtschaft. Die Blase platzte schließlich 1990, was schwerwiegende Konsequenzen für die Wirtschaft nach sich zog: Versicherer und große Banken meldeten Konkurs an, der Aktien- und Immobilienmarkt verloren bedeutend an Wert. Doch schon 1995 erreichte die Währung erneut einen Höchststand von 80 Yen pro US-Dollar.
Japans aggressive Geldpolitik und Konjunkturprogramm 2013
Japan ist heutzutage die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Wegen der hohen Abhängigkeit von Exporten, ist das Wirtschaftswachstum unterdurchschnittlich und hat zudem deflationäre Tendenzen. Bereits im Januar 2013 kündigte Japans Ministerpräsident Shinzo Abe ein ambitiöses Konjunkturprogramm an, bei welchem umgerechnet 169 Milliarden Euro umgehend in die Wirtschaft investiert werden sollten. Dieses hohe Volumen konnte durch den extrem niedrigen Leitzins der Bank of Japan erreicht werden.
Dieses Vorgehen wird von den Notenbankern sowie den G-7-Regierungen als Währungskrieg betitelt – als „aggressive Geldpolitik“ der Bank of Japan, die zu einer starken und raschen Abwertung des Yens führt.
Ausgabeform
Münzen
Goldenes 20-Yen-Stück von 1870 (© National Museum of American History, via Wikimedia Commons)
1870 wurden in Japan die Münzen eingeführt. Es gab sowohl Silbermünzen zu 5, 10, 20, 50 Sen und 1 Yen, wie auch Goldmünzen in den Ausführungen 2, 5, 10 und 20 Yen. Die goldene 1-Yen-Münze kam 1871 in Umlauf. 1873 wurden auch Kupfermünzen im Wert von 1 Rin, ½, 1 und 2 Sen ausgegeben. 1889 folgte die Kupfernickelmünze zu 5 Sen. 1897 wurde die silberne 1-Yen-Münze aus dem Umlauf genommen und die Größen der Goldmünzen um 50% verkleinert.
1920 wurde eine Kupfernickelmünze im Wert von 20 Sen eingeführt. Die Herstellung von Silbermünzen wurde 1938 eingestellt. Anstelle des Silbers verwendete man während des Zweiten Weltkriegs unedlere Metallmischungen, um 1-, 5- und 10-Sen-Münzen herzustellen. 1945 wurden 5- und 10-Sen-Münzen sogar aus Ton produziert, die jedoch nie in Umlauf kamen. In der Nachkriegszeit wurden die 1-, 5- und 50-Yen-Münzen aus Messing hergestellt und zwischen 1946 und 1948 eingeführt. Die heutige 5-Yen-Münze mit dem Loch in der Münzmitte kam 1949 in Umlauf. 1951 folgte eine 10-Yen-Bronzemünze, die auch heute noch gültig ist.
Münzen, deren Nennwert kleiner ist als 1 Yen, verloren Ende 1953 ihre Gültigkeit.
Die neben dem Schweizer 5-Franken-Stück wertvollste im Umlauf befindliche Münze, ist die 500-Yen-Münze. Sie ist in etwa 3,92 Euro wert. Aufgrund ihres Wertes ist sie bei Münzfälschern sehr beliebt. Als Reaktion darauf wurde im Jahr 2000 eine neue Münze mit Sicherheitsmerkmalen ausgegeben, was jedoch nichts an erneuten Fälschungen änderte.
Interessant zu erwähnen ist, dass auf dem Yen das Jahr der laufenden Kaiserherrschaft angegeben ist und nicht, wie auf den Münzen anderer Länder, das Prägejahr nach dem gregorianischen Kalender. Eine 2009 geprägte Münze mit dem Beispielsdatum „Heisei 21“ verweist also auf das 21. Jahr der Herrschaft von Kaiser Akihito.
Die Münzen können von Sehbehinderten leicht unterschieden werden.
Banknoten
5000 Yen Vorderseite (via Wikimedia Commons)
Die allerersten Yen-Banknoten gingen 1872 in der Druckerei C. Naumann in Frankfurt am Main in Druck. Dies war bis zur Gründung der japanischen Zentralbank im Jahre 1882 der Fall, welche seitdem das Exklusivrecht zur Banknotenherausgabe hat.
Die aktuellen Banknoten, auch genannt die E-Serie, kamen am 1. November 2004 in Umlauf und bestehen aus 1.000 Yen, 2.000 Yen, 5.000 Yen und 10.000 Yen. Die 2000-Yen-Banknote ist nur selten anzutreffen.
Fälschungen
Während das Aussehen der Yen-Münzen im Laufe der Zeit ziemlich gleich blieb, wurden bei den Banknoten immer wieder neue Ausführungen herausgegeben. Der Grund dafür lag in der relativ leichten Fälschbarkeit der damaligen Yen-Noten. 2004 kam schließlich eine neue E-Serie von Yen-Banknoten heraus, die von Experten als äußerst fälschungssicher eingestuft wird. Zwar ist die Fälschungsquote seitdem stark zurückgegangen, trotzdem gehören die japanischen Banknoten nach wie vor zu den am häufigsten gefälschten der Welt.
Durch die neu hinzugekommenen Sicherheitsmerkmale sind die Banknoten für sehbeeinträchtigte Menschen durch Tasten leicht zu unterscheiden. Bisher war eine Unterscheidung von Werten lediglich bei Münzen möglich.
Yen als Reservewährung
Eine Währung, die aufgrund ihrer Stärke und Austauschbarkeit international verwendet werden kann, wird von ausländischen Zentralbanken als Reservewährung gehandelt. Währungsreserven dienen der weltweiten Liquidität eines Staates. Den Status einer solchen Reservewährung erreichte der Yen in den 1980er Jahren. Heute ist er auf Platz 3 der weltweit wichtigsten Reservewährungen.
Yen-Inflationsrate im Direktvergleich zum US-Dollar
Nachdem die Preise Mitte der 1980er Jahre enorm in die Höhe geschnellt waren, begann Japan eine strenge Anti-Inflationspolitik zu betreiben und schaffte es die Inflationsrate unter die Teuerungsraten der USA zurückzudrängen. Während die jährliche Inflationsrate in den Vereinigten Staaten zwischen 1979 und 1993 bei 4,7 % lag, bewegte sich die japanische Teuerungsrate in demselben Zeitraum mit etwa 2,3 % pro Jahr deutlich darunter.